Regionale Wirtschaftskreisläufe

Im deutschen und europäischen Maßstab ist die wirtschaftliche Aktivität unterschiedlich verteilt. Urbane Regionen mit einer hohen Dichte an Industrie- und Dienstleitungsunternehmen stehen den ländlichen und meist strukturschwachen Regionen gegenüber. Der Schlüssel zur Stabilisierung dieser strukturschwachen Räume kann in der Schaffung und Förderung regionale Wirtschaftskreisläufe liegen. Diese bieten einige Vorteile:

1. Wirtschaftliche Entwicklung: Durch die Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe wird die lokale Wirtschaft gestärkt und neue Arbeitsplätze werden geschaffen. Dies trägt nicht nur zur wirtschaftlichen Entwicklung und zur Verringerung der Arbeitslosigkeit in strukturschwachen Regionen bei, sondern auch dazu, dass die Menschen nicht wegziehen müssen, da sie ja vor Ort Arbeitsplätze finden.

2. Wertschöpfung vor Ort: Durch regionale Wirtschaftskreisläufe wird die Wertschöpfung vor Ort erhöht. Unternehmen arbeiten eng mit lokalen Lieferanten, Produzenten und Dienstleistern zusammen, was dazu führt, dass ein Großteil der Wertschöpfung innerhalb der Region bleibt. Dies stärkt die örtliche Wirtschaft und erhöht den Anteil der lokalen Wertschöpfung.

3. Stärkung der Gemeinschaft: Regionale Wirtschaftskreisläufe fördern den Zusammenhalt und die Identifikation mit der Region. Durch die Unterstützung lokaler Unternehmen entsteht ein Gefühl der Verbundenheit und Gemeinschaft. Dies kann soziale Bindungen stärken und das soziale und kulturelle Leben vor Ort bereichern.

4. Ressourcenschonung und Umweltschutz: Durch kurze Lieferketten und den Verzicht auf lange Transportwege werden Energieverbrauch und CO2-Emissionen reduziert. Lokale Produktion und der Einsatz regionaler Ressourcen verringern den Bedarf an Ferntransporten und fördern eine nachhaltigere Nutzung der natürlichen Ressourcen.

5. Vielfalt und Qualität regionaler Produkte: Regionale Wirtschaftskreisläufe ermöglichen die Produktion und den Vertrieb hochwertiger regionaler Produkte. Dies umfasst landwirtschaftliche Erzeugnisse, Handwerksprodukte, regionale Spezialitäten und Dienstleistungen. Die Vermarktung dieser Produkte kann die Attraktivität der Region steigern und den Tourismus fördern. Durch die fortschreitende Digitalisierung können diese Produkte zudem auch direkt von den Produzenten über Onlineshops vermarktet und verkauft werden.

6. Innovation und Diversifizierung: Regionale Wirtschaftskreisläufe fördern die Innovationskraft und Diversifizierung der lokalen Wirtschaft. Durch Kooperationen zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Bildungseinrichtungen können neue Ideen, Technologien und Geschäftsmöglichkeiten entstehen. Dies trägt zur langfristigen wirtschaftlichen Stabilität und Resilienz der Region bei.

Die genannten Beispiele zeigen, dass die Vorteile regionaler Wirtschaftskreisläufe im strukturschwachen Raum vielfältig sind und über rein wirtschaftliche Aspekte hinaus gehen.


Es besteht vielfach die Gefahr, dass ländliche Regionen ihre Rettung im Tourismus sehen. Dies ist grundsätzlich nichts falsches, beinhaltet aber auch die Gefahr der meist unbewussten Schaffung einer "touristischen Monokultur", die sich zum Teil über viele Jahrzehnte entwickelt hat. Dieses Risiko kann durch die Einbeziehung anderer Wirtschaftszweige vermindert werden:

1. Tourismus- und Gastgewerbe: Der Tourismussektor bildet oft das Rückgrat der Wirtschaft in Alpenregionen. Hotels, Restaurants, Cafés, Reiseveranstalter, Skigebiete und andere touristische Einrichtungen bieten Dienstleistungen für Besucher an. Diese Unternehmen sind in den Wirtschaftskreislauf eingebunden, indem sie Arbeitsplätze schaffen und Dienstleistungen für Gäste bereitstellen.

2. Lokale Lebensmittel- und Getränkeindustrie: Regionale Lebensmittel- und Getränkeproduzenten spielen eine wichtige Rolle in den Alpenregionen. Bauernhöfe, Molkereien, Bäckereien, Brauereien und Weingüter produzieren lokale Produkte wie Käse, Brot, Bier, Wein und weitere Spezialitäten. Diese Produkte werden oft in den Restaurants und Hotels der Region verwendet und tragen zur kulinarischen Vielfalt und Authentizität bei.

3. Handwerk und Kunsthandwerk: Handwerksbetriebe und Kunsthandwerker in den Alpenregionen stellen traditionelle Handwerksprodukte her, wie z.B. Holzschnitzereien, Schmuck, Keramik, Textilien oder Glaswaren. Diese Produkte sind bei Touristen beliebt und werden in Souvenirshops, Galerien und Märkten verkauft.

4. Sport- und Freizeitaktivitäten: Alpenregionen bieten eine Vielzahl von sportlichen und Freizeitaktivitäten, darunter Wandern, Skifahren, Mountainbiken, Klettern, Rafting und Paragliding. Unternehmen und Anbieter, die solche Aktivitäten anbieten, sind Teil des Wirtschaftskreislaufs und schaffen Arbeitsplätze für Guides, Instruktoren und Ausrüstungsverleiher.

5. Infrastruktur und Dienstleistungen: Die touristische Infrastruktur umfasst Transportunternehmen, Seilbahnen, Bergbahnen, Busunternehmen und Straßenbau, die den Besuchern eine bequeme An- und Abreise sowie Mobilität vor Ort ermöglichen. Weitere Dienstleistungen wie Reisebüros, Reiseführer, Sprachschulen, Souvenirshops, Supermärkte und Apotheken unterstützen den Tourismussektor und tragen zum Wirtschaftskreislauf bei.

6. Naturschutz und Nachhaltigkeit: In den Alpenregionen spielt der Naturschutz eine große Rolle. Organisationen und Initiativen zum Schutz der alpinen Umwelt und der Artenvielfalt sind in den Wirtschaftskreislauf integriert. Sie bieten Informationen, Bildungsprogramme und nachhaltige Projekte an, um den Tourismus ökologisch und sozial verträglich zu gestalten.

Ein regionaler Wirtschaftskreislauf in Tourismusgebieten der Alpen zielt also darauf ab, lokale Ressourcen und Kreativität zu nutzen, um die Wertschöpfung vor Ort zu erhöhen und auf ein breites und somit möglichst ökonomisch krisensicheres Fundament zu stellen.