Sanfter Tourismus - Die Zukunft für die Alpen?


Im Gegensatz zu Destinationen, die man eher mit Massentourimus in Verbindung bringen würden, setzen einige Regionen in den Alpen auf den sogenannten Sanften Tourismus. Das Konzept des sanften Tourismus zielt darauf ab, den Tourismus nachhaltiger und umweltverträglicher zu gestalten. Es beinhaltet eine Reihe von Maßnahmen, um die Auswirkungen des Tourismus auf die Umwelt, die lokale Kultur und die soziale Struktur zu minimieren:


1. Naturschutz und Umweltverträglichkeit: es wird großen Wert auf den Schutz der Natur und der Umwelt gelegt. Dies beinhaltet die Vermeidung von Umweltverschmutzung, die Reduzierung von Abfällen und den sparsamen Umgang mit Ressourcen wie Wasser und Energie. Skigebiete und andere touristische Einrichtungen setzen verstärkt auf erneuerbare Energien, um ihren Energieverbrauch zu reduzieren, und bemühen sich um eine umweltfreundliche Abfallentsorgung und Wassernutzung.


2. Erhaltung der Kultur und Traditionen: lokale Kultur, Traditionen und Bräuche werden respektiert und gefördert. Touristen werden ermutigt, sich mit der lokalen Bevölkerung auszutauschen, regionale Produkte zu unterstützen und traditionelle Handwerkskunst zu kaufen. Zudem werden Veranstaltungen und Aktivitäten, die das kulturelle Erbe der Region widerspiegeln, gefördert, ohne sich in die Gefahr eines alpinen Disneylands zu begeben, das nur noch als Kulisse wahrgenommen wird.


3. Sensibilisierung und Bildung: Ein wichtiger Aspekt ist die Sensibilisierung und Bildung von Touristen. Durch Informationsmaterialien, Besucherzentren und Führungen wird den Gästen vermittelt, wie sie ihre Auswirkungen auf die Umwelt minimieren können. Themen wie Natur- und Umweltschutz, nachhaltige Mobilität und respektvolles Verhalten in der Natur werden kommuniziert.


4. Regionalität und lokale Wertschöpfung: Sanfter Tourismus fördert die Zusammenarbeit mit lokalen Produzenten und Unternehmen. Es wird auf regionale Produkte und Dienstleistungen gesetzt, um die lokale Wertschöpfung zu stärken und die Abhängigkeit von externen Lieferketten zu verringern. Dies schafft Arbeitsplätze und unterstützt die lokale Wirtschaft.


5. Nachhaltige Mobilität: Um die Verkehrsbelastung zu reduzieren und den CO2-Ausstoß zu minimieren, wird im sanften Tourismus verstärkt auf nachhaltige Mobilitätskonzepte gesetzt. Dies umfasst den Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln, zu denen auch Seilbahnen gehören sowie die Förderung von Fahrradwegen und Fußgängerzonen oder die Nutzung von Elektrofahrzeugen in touristischen Betrieben.


6. Besucherlenkung und Kapazitätsmanagement: Um Überlastung und negative Auswirkungen auf die Natur und die lokale Infrastruktur zu vermeiden, werden im sanften Tourismus Maßnahmen zur Besucherlenkung und Kapazitätsmanagement ergriffen. Dies kann auch die Einführung von Beschränkungen bei der Anzahl der Besucher an stark frequentierten Orten sein. Als Beispiele können hier die Diskussionen über die Limitierung von Besuchern am Pragser Wildsee dienen, aber auch um Mautgebühren für Südtiroler Passstraßen wie das Grödner Joch oder das Sellajoch.


Einige Beispiele für eine erfolgreiche Einführung und Umsetzung eines sanften Tourismus in den Alpen seien nachfolgend genannt:


1. Nationalpark Hohe Tauern: Der Nationalpark Hohe Tauern in Österreich setzt seit vielen Jahren auf sanften Tourismus. Hier werden Besucher durch ein gut ausgearbeitetes Besucherlenkungssystem zu bestimmten Routen und Gebieten geleitet, um die empfindliche alpine Natur zu schützen. Es gibt auch Informationszentren und Bildungsprogramme, um Besucher über den Schutz der Umwelt und die lokale Kultur aufzuklären.


2. Bergsteigerdörfer: Das Konzept der Bergsteigerdörfer, das vom Deutschen Alpenverein entwickelt wurde, fördert nachhaltigen Bergtourismus in ausgewählten alpinen Dörfern. Diese Dörfer setzen auf naturnahe Aktivitäten wie Wandern, Klettern und Skitourengehen und legen Wert auf den Erhalt der lokalen Kultur und Traditionen. Sie bieten authentische Unterkünfte und regionale Produkte an und engagieren sich für den Naturschutz.


3. Ökologische Skigebiete: Einige Skigebiete in den Alpen haben den sanften Tourismus in ihr Konzept integriert und setzen auf ökologische und nachhaltige Maßnahmen. Zum Beispiel hat das Skigebiet Les Trois Vallées in Frankreich verschiedene Initiativen umgesetzt, um Energie zu sparen, Abfall zu reduzieren und die natürliche Umgebung zu schützen. Es gibt auch Bemühungen, die lokalen Gemeinden einzubeziehen und regionale Produkte zu fördern.


4. Mobilitätskonzepte: In einigen Alpenregionen wurden erfolgreiche Mobilitätskonzepte umgesetzt, um den sanften Tourismus zu unterstützen. Ein Beispiel ist das ÖPNV-System in der Schweizer Region Engadin/St. Moritz. Hier gibt es ein gut ausgebautes Netz von Bussen und Bahnen, das die Gäste zu den verschiedenen touristischen Attraktionen transportiert und so den Individualverkehr reduziert.


5. Almwirtschaft und Weidewirtschaft: In einigen Alpenregionen wird der sanfte Tourismus durch die Förderung von Almwirtschaft und Weidewirtschaft unterstützt. Dies beinhaltet die Bewirtschaftung von Almen durch lokale Bauern, die traditionelle Landwirtschaft betreiben und hochwertige regionale Produkte erzeugen. Besucher haben die Möglichkeit, das Leben auf der Alm kennenzulernen und lokale Spezialitäten zu probieren.


Diese Beispiele zeigen, dass der sanfte Tourismus in den Alpen dann erfolgreich umgesetzt werden kann, wenn der Fokus auf Naturschutz, Kulturpflege, nachhaltige Mobilität und regionale Wertschöpfung gelegt wird. Durch solche Ansätze können die alpinen Regionen langfristig von einem nachhaltigen Tourismus profitieren, der sowohl den Bedürfnissen der Besucher als auch der Umwelt und der lokalen Bevölkerung gerecht wird und auch unabhängiger von globalen Einflüssen ist.