Green Logistics
Der Begriff "Green Logistics" ist bereits seit einigen Jahren im Gebrauch und hat im Kontext der klimapolitischen Debatte mehr Bedeutung erhalten. Doch stecken hier ernsthafte Bemühungen von Produktions- oder Transportunternehmen dahinter, ihre Prozesse "grüner" zu gestalten oder handelt es sich um Greenwashing, das sich im Marketing und der Unternehmenskommunikation gut einsetzen lässt, um Partner, Kunden und Aktionäre zu beeindrucken?
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien nachfolgend einige Punkte aus der Praxis genannt, die für Unternehmen richtige und wichtige Ansätze in diesem Bereich bieten können.
1. Überprüfung und Optimierung von Transportprozessen
Sicherlich müssen auch weiterhin innerhalb einer Wertschöpfungskette oder in den B2C- oder B2B-Distributionsprozessen z. T. weite Strecken überwunden werden. Dies betrifft Produzenten, deren Zulieferer sowie die Abnehmer bzw. Kunden. Große Potenziale sind vor allem in der Distribution vorhanden. Regionale Verteilzentren und Zwischenläger können Verkehre und somit Kosten und Emissionen verringern. In der Bündelung und Zentralisierung von Produktions- und Lagerstandorten, die z.T. aus historischen Strukturen heraus entstanden sind, lassen sich unnötige Werksverkehre vermeiden.
2. Standorte in Frage stellen und Reduzierung von Entfernungen
Zu Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert war die Wahl eines Unternehmensstandortes geprägt zwischen familiären Begebenheiten, der Verfügbarkeit von Rohstoffen oder sonstigen Zwängen. Der Unternehmensstandort war auch meist gleich der Produktionsstandort. Später setzte eine Diversifizierung ein, sei es bei den eigenen Produkten oder bei der geographischen Verteilung der Abnehmer. Neue Produktionsstandorte wurden entweder selbst errichtet oder aufgekauft. Die Lager- und Logistikstandorte entwickelten sich in ähnlicher Weise. Ambitionierte Unternehmen haben eine Kundschaft, die in Europa oder international verteilt ist. Oft lohnt sich eine Analyse, ob historisch gewachsene Strukturen bezüglich der Standorte der Lager- und Distributionsstandorte noch der gegenwärtigen Situation entsprechen. Welche Entwicklungen sind zukünftig zu erwarten und wie werden diese von den selbst gewählten Strategien beeinflusst? Die Verlagerung von Produktionsstandorten ist verständlicherweise sehr viel herausfordernder. Oft lohnt sich jedoch eine Analyse, ob Distributionsstandorte nicht verlagert werden oder aus einem großen Standort mehrere kleine gemacht können, um die Wege zu den neuen Märkten zu verringern. Wichtige Kennzahlen sind Mengen und Frequenzen, daher sind KEP-Dienste sowie der Handel, die Lebensmittel- und Konsumgüterindustrie diejenigen Wirtschaftsbereiche, die hier genaue Analysen anstellen.
3. Wahl der Transportart
Selbst der ernsthafteste Entschluss, Teile des Anlieferungs- oder Distributionsverkehrs über andere Transportwege als die Straße abzuwickeln, scheitert meist daran, dass weder ein Bahnanschluss vorhanden ist oder ein Hafenbecken an das eigene Firmengrundstück grenzt. Dennoch bietet der Kombinierte Verkehr die Möglichkeit, die verschiedenen Verkehrsträger möglich flexibel miteinander zu kombinieren. Schüttgut, Gefahrgut und zeitlich unkritische Güter können beispielsweise mit der Bahn innerhalb Europas und zu den Seehäfen transportiert werden. Auch die Binnenschifffahrt eignet sich in ähnlicher Weise. Multimodale Containerterminals und Güterverteilzentren übernehmen europaweit die Umladung zwischen den einzelnen Verkehrsträgern.
4. Nachhaltigkeit in Lager, Versand und Transport
Viele kleine Schritte führen zu messbaren Ergebnissen, auch im Lager- und Versandbereich. Nicht nur die Wahl der in der Größe passenden Verpackung, sondern das Ausbessern und die Weiterverwendung von Paletten, das Recycling von Verpackungsmaterialien bzw. der Einkauf von komplett recyclebaren Verpackungsmaterialien, die Verwendung von strapazierfähigen Kartonagen anstatt von Kunststoffverpackungen schont die Ressourcen und sendet an Partnerfirmen und Kunden ein starkes Zeichen.
5. Antriebsarten und Einsatz der Flotten
Noch ist die Forschung und Entwicklung im Bereich der Elektro-Lkws inkl. der Teststrecken am Beginn (Stichwort eHighway), ein Potenzial besteht hier in jedem Fall. Auch an anderen nicht-fossilen Antriebsarten wie Wasserstoff oder Methangas wird geforscht. Leerfahrten können durch intelligente Transportmanagement-Softwares so weit wie möglich vermieden werden.
6. Umgang mit Retouren
So mancher Anbieter im Handel. Konsumgüterbereich oder im E-Commerce sollte sich auch fragen, wie mit Retouren im B2B-Bereich umzugehen ist. Gebühren oder mengenmäßige Limits für Retouren werden über kurz oder lang kommen. Die Frage ist offen, wer hier den Anfang macht, denn nicht nur der Transport von Retouren verursacht Kosten und verbraucht Fläche, sondern auch die Annahme und Bearbeitung der Retouren benötigt Arbeitszeit und Lagerfläche.