Alpenquerender Güterverkehr zwischen den Nordseehäfen nach Oberitalien

Die Verbesserung des Güterverkehrs auf der Schiene zwischen den Nordseehäfen und Genua ist ein wichtiges Ziel der Verkehrspolitik der Europäischen Union und ihrem Bestrebungen, mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu bringen. Zukünftig soll es möglich sein, im sogenannten Nachtsprung Güter von den Nordseehäfen nach Genua transportieren zu können. Dafür sind verschiedene infrastrukturelle Maßnahmen in Zusammenarbeit mit der Schweiz geplant oder bereits im Bau:

1. Der Ausbau der bestehenden Schieneninfrastruktur: Es gibt bereits bestehende Eisenbahnstrecken, die zwischen den Nordseehäfen und Genua verlaufen. Der Ausbau und die Modernisierung dieser Strecken sind daher ein erster wichtiger Schritt. Hierbei geht es zum Beispiel um die Elektrifizierung von Streckenabschnitten, den Ausbau von Bahnhöfen und die Erhöhung der Streckenkapazitäten.

2. Der Bau neuer Strecken: Um den Güterverkehr auf der Schiene weiter zu verbessern, sind auch neue Strecken geplant oder bereits im Bau. Zum Beispiel ist die Fertigstellung der nördlichen Zulaufstrecken zum Brennerbasistunnel geplant, die eine direkte Verbindung zwischen Deutschland und Italien ermöglichen sollen.

3. Der Bau von Güterverkehrskorridoren: Die Europäische Union hat mehrere Güterverkehrskorridore definiert, die als wichtige Verkehrswege für den Gütertransport auf der Schiene dienen sollen. Diese Korridore sollen durch den Ausbau der Infrastruktur und die Vereinheitlichung von technischen Standards den grenzüberschreitenden Güterverkehr erleichtern und beschleunigen.

4. Die Förderung von intermodalen Verkehrskonzepten: Die Verknüpfung von verschiedenen Verkehrsträgern wie Schiene, Straße und Schiff kann den Gütertransport insgesamt verbessern. Hierbei geht es zum Beispiel um den Ausbau von intermodalen Terminals, an denen Container von der Schiene auf LKW oder Schiffe umgeladen werden können.

5. Die Digitalisierung des Schienenverkehrs: Die Einführung von digitalen Technologien im Schienenverkehr soll die Effizienz erhöhen und den Transport von Gütern auf der Schiene schneller und zuverlässiger machen. Beispiele hierfür sind die Einführung von automatischen Zugsteuerungssystemen oder die Nutzung von Big Data-Analysen zur Optimierung von Transportprozessen.


Bereits fertig gestellt sind zwei Herzstücke, die Teil dieses Konzeptes sind und in der Schweiz als Säulen der sogenannten Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) gelten.

Zum einen ist dies der Gotthard-Basistunnel, der eine sehr große Bedeutung für die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene hat. Der Tunnel, der 2016 eröffnet wurde, ist mit einer Länge von 57 Kilometern der längste Eisenbahntunnel der Welt. Durch den Gotthard-Basistunnel können Züge mit einer Geschwindigkeit von bis zu 250 km/h verkehren und deutlich mehr Güter befördern als zuvor. Durch die Eröffnung des Gotthard-Basistunnels wurde der Transport von Gütern auf der Schiene zwischen Nord- und Südeuropa erheblich vereinfacht und beschleunigt. Dadurch ist es für Unternehmen wesentlich attraktiver geworden, den Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern. Der Gotthard-Basistunnel hat somit einen wichtigen Beitrag zur Entlastung der Straßen und zur Reduzierung von Verkehrs- und Umweltbelastungen geleistet.

 Als zweites bereits realisiertes Infrastrukturbauwerk ist der Lötschberg-Basistunnel zu nennen. Er ist ein 34,6 km langer Eisenbahntunnel und wurde nach zehnjähriger Bauzeit am 15. Juni 2007 eröffnet.
Der Tunnel wurde hauptsächlich für den Güterverkehr gebaut, kann aber auch von Passagierzügen genutzt werden und ist für eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h ausgelegt. Er verkürzt die Reisezeit für den Güterverkehr zwischen Norditalien und den Nordseehäfen ebenfalls signifikant im Vergleich zur bisherigen Verbindung durch den Lötschbergtunnel.

Noch nicht komplettiert ist hingegen der Ausbau der Rheintalbahn, die  als Teil des "Rhein-Alpen-Korridors" ebenfalls eine große Bedeutung für die Güterverkehrskorridore in Europa und insbesondere für den Verkehr zwischen den Nordseehäfen und Italien hat. Die Rheintalbahn ist seit vielen Jahren eine der verkehrsreichsten Bahnverbindungen in Deutschland. Durch den Ausbau der Rheintalbahn sollen die Kapazitäten der Strecke erhöht und die Geschwindigkeit des Verkehrs gesteigert werden.

Die wichtigsten infrastrukturellen Maßnahmen auf dem Abschnitt zwischen Karlsruhe und Basel sind:

1. Ausbau der Strecke auf vier Gleise: Die Strecke wird auf weiten Teilen ausgebaut, um die Kapazität für den Güterverkehr zu erhöhen und eine schnellere und zuverlässigere Verbindung zwischen den Nordseehäfen und Italien zu schaffen.

2. Bau von Lärmschutzwänden: Entlang der Strecke werden Lärmschutzwände gebaut, um den Lärm von vorbeifahrenden Zügen zu reduzieren und die Lebensqualität in den umliegenden Gemeinden zu verbessern.

3. Modernisierung der Bahnhöfe: Die Bahnhöfe entlang der Strecke werden modernisiert, um den Komfort und die Sicherheit der Fahrgäste zu verbessern und den Betrieb von Güterzügen effizienter zu gestalten.

4. Neubau von Brücken und Tunneln: Einige Brücken und Tunnel entlang der Strecke müssen erneuert oder ausgebaut werden, um den Anforderungen des modernen Bahnverkehrs gerecht zu werden und eine reibungslose Verbindung zu gewährleisten. Der 9,4 km lange Katzenbergtunnel wurde bereits 2012 fertig gestellt. In Rastatt soll der 4,2 km lange Tunnel nach jetzigem Stand wohl im Jahr 2026 dem Verkehr übergeben werden.